Die Geschichte der Völkergruppe der Suryoye
I. Geographie und Heimat
Mesopotamien, das Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, erstreckt sich über Teile des modernen Irak, Syriens, der Türkei und des Irans. Diese Region war die Heimat einer der frühesten Hochkulturen der Menschheit, die zwischen 3500 und 2000 v. Chr. blühte.
II. Die Geschichte Mesopotamiens und Identität der Suryoye
Sumer-Akkad-Babylonien-Assyrien und die Aramäischen Stadtstaaten
Mesopotamien war das Gebiet vieler großer Zivilisationen, darunter Sumer, Akkad, Babylonien und Assyrien. Die Suryoye entwickelten sich aus den aramäischen Stadtstaaten, die in dieser Region existierten, und ihre Geschichte reicht bis in das dritte Jahrtausend v. Chr. zurück. Die Suryoye stammen aus dem ehemaligen Mesopotamien und sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt.
Christianisierung
Die Suryoye waren eine der ersten Gemeinschaften, die das Christentum annahmen. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche, zu der die meisten Suryoye gehören, wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründet und hat heute weltweit etwa 500.000 Mitglieder.
Die Kirchen der Suryoye
Neben der Syrisch-Orthodoxen Kirche gibt es auch andere Kirchen, die von den Suryoye praktiziert werden, darunter die Syrisch-Katholische Kirche und die Assyrische Kirche des Ostens. Insgesamt gibt es weltweit etwa 3 Millionen Suryoye, die verschiedenen christlichen Konfessionen angehören.
Aramäisch: Die Sprache der Suryoye
Aramäisch, die traditionelle Sprache der Suryoye, hat eine reiche Geschichte und wird von vielen als liturgische Sprache in den Kirchen verwendet. Obwohl die meisten Suryoye auch die Sprache des Landes sprechen, in dem sie leben, bleibt Aramäisch ein Symbol ihrer kulturellen Identität und ihres Erbes. Auch als Sprache Jesus bekannt.
Die Muttersprache der Suryoye ist Syrisch, dass zur Neu-Ostaramäischen Sprachfamilie gehört. Es wird in zwei Dialekten gesprochen:
- Der Surayt-Dialekt (auch bekannt als Turoyo) wird heute noch von etwa 250.000 Suryoye gesprochen.
- Der Suret-Dialekt (auch bekannt als Swadaya) wird von etwa 830.000 Suryoye gesprochen.
Obwohl das Neu-Ostaramäische eine gelebte Sprache ist und auch Bildung, Fernsehprogramme, Radioprogramme und Musik in beiden Dialekten bestehen, ist die Sprache von Assimilation bedroht. Sie wird in der Regel weder als Unterrichts- noch als Wissenschaftssprache oder Verwaltungssprache in den Gemeinden und Siedlungsgebieten mit Suryoye-Bevölkerung verwendet.
Aramäisch ist somit ein wichtiger Teil der kulturellen Identität der Suryoye und ein Zeugnis ihrer langen Geschichte.
Massaker und Völkermorde
Die Suryoye haben im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Tragödien erlebt, darunter Massaker und Völkermorde. Während des Völkermords an den Assyrern im Osmanischen Reich zwischen 1914 und 1923 wurden schätzungsweise 250.000 bis 500.000 Suryoye getötet.
Der Vertrag von Lausanne und seine Folgen
Der Vertrag von Lausanne, der im Jahr 1923 unterzeichnet wurde, hatte bedeutende Auswirkungen auf die Suryoye. Dieser Vertrag führte zur Entstehung einer großen Diaspora und betraf ihre traditionelle Heimat in der Türkei. Als Folge verließen viele Suryoye ihre Heimat und siedelten sich in anderen Teilen der Welt an.
Der Vertrag von Lausanne kann als späterer Teil der Pariser Vorortverträge betrachtet werden, die den Ersten Weltkrieg formal beendeten. Er wurde am 24. Juli 1923 von der Türkei einerseits und dem Britischen Reich, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen andererseits unterzeichnet. Dieser Vertrag spiegelte die geopolitischen Machtverhältnisse wider, die sich nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg und dem darauffolgenden Türkischen Befreiungskrieg einschließlich des Griechisch-Türkischen Kriegs entwickelt hatten.
Die im Vertrag von Lausanne festgelegten Grenzen der Türkei zu ihren Nachbarstaaten gelten größtenteils noch heute. Darüber hinaus hatte der Vertrag weitreichende Folgen für die Situation der Minderheiten im neuen türkischen Staat. Er regelte im Rahmen eines „Bevölkerungsaustausches“ zwischen Griechenland und der Türkei umfangreiche Umsiedlungen und legitimierte damit bereits erfolgte Vertreibungen. Die armenische und kurdische Bevölkerung konnte ihren Wunsch nach Autonomie und einem eigenen Staat in dem Vertrag nicht durchsetzen. Zudem definierte der Vertrag, wer als Minderheit in der Türkei anerkannt werden sollte, und legte ihre Rechte fest.
Der Vertrag von Lausanne bleibt somit ein wichtiger historischer Wendepunkt für die Suryoye und ihre globale Diaspora.
Emigration und Diaspora
Aufgrund von ethnischer und religiöser Verfolgung leben die heutigen Suryoye mehrheitlich in der Diaspora.
Schätzungen zufolge leben heute etwa 400.000 Suryoye in der Diaspora, hauptsächlich in Europa (insbesondere in Deutschland, Schweden und den Niederlanden) sowie in Nordamerika (vor allem in den USA und Kanada).
Gegenwätrige Lage
Die Suryoye stehen heute vor zahlreichen Herausforderungen, darunter die Bewahrung ihrer kulturellen Identität, die Anerkennung ihrer Rechte in den Ländern, in denen sie leben, und die Bewältigung der Auswirkungen von Krieg, Vertreibung und Migration auf ihre Gemeinschaften. Trotz dieser Herausforderungen setzen sich die Suryoye weiterhin für die Erhaltung ihres Erbes und die Stärkung ihrer Gemeinschaft ein.
Kulturelle Beiträge
Die Suryoye haben bedeutende kulturelle Beiträge geleistet, insbesondere im Bereich der Literatur, Musik und Kunst. Ihre reiche kulturelle Tradition umfasst epische Gedichte, religiöse Schriften, traditionelle Musikinstrumente wie die Oud und kunstvolle Handwerkskunst.
Politische Entwicklungen
Die politische Geschichte der Suryoye ist geprägt von wechselnden Herrschaftsstrukturen und geopolitischen Ereignissen in der Region des Nahen Ostens. Dies umfasst die Zeit unter osmanischer Herrschaft, die koloniale Ära und die Entstehung moderner Nationalstaaten in der Region.
Interne Vielfalt
Innerhalb der Suryoye-Gemeinschaft gibt es verschiedene ethno-religiöse Gruppen, darunter die Westsyrischen (Aramäer), die Ostsyrischen (Assyrer) und die Chaldäer. Diese Gruppen haben jeweils ihre eigenen kulturellen Traditionen, Dialekte und historischen Erfahrungen.
Kulturelle Bewahrung und Revitalisierung
Trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, arbeiten die Suryoye aktiv daran, ihre kulturelle Identität zu bewahren und zu revitalisieren. Dies umfasst Bemühungen zur Förderung von Sprache, Bildung, Folklore und kulturellem Erbe in der Diaspora sowie in ihren historischen Heimatregionen.
Menschenrechtsfragen
Die Suryoye stehen oft im Zentrum von Menschenrechtsdebatten, insbesondere im Zusammenhang mit ethnischen und religiösen Minderheiten im Nahen Osten. Fragen der Diskriminierung, Vertreibung, religiösen Verfolgung und des Schutzes kultureller Rechte sind von großer Bedeutung für die Gemeinschaft.